Zehn Mann – darunter auch ich – sind letzten Sonntag vom Meeresangeln aus Norwegen zurück gekehrt. Zusammenfassung: Es gab Fisch und es war anstrengend. Gemietet hatten wir uns in Dolmoy (Hitra) ein Appartment und zwei Boote für 10 Personen. Unterwegs waren wir vom 3. bis 12. Mai. Wir konnten einige Fische von Köhler, Dorsch, Rotbarsch und Heilbutt bis hin zu Schellfisch fangen. Natürlich gibt es von mir wieder einen umfangreichen Angelbericht unserer Norwegen-Reise. Viel Spaß beim Lesen und hinterlasst ruhig einen Kommentar.
1. Die Anreise
Als besonders anstrengend erwies sich die Anreise. Ich bin zunächst mit dem ICE nach Hamburg angereist, wo ich mich dem Rest der Bande (fast alles Familienangehörige) anschloss. Von da aus ging es mit dem Auto weiter. Als Fahrzeuge hatten wir einen Mercedes C-Klasse (Kombi) und einen Audi A4 Avant. Der Avant zog außerdem einen Anhänger mit Lebensmitteln, Angelausrüstung und Kühlboxen. Ich kann euch eins raten: Nie mit einem A4 Avant (den haben meine Frau und ich auch) lange Strecken zu fünft fahren. Das ist derart unbequem auf der hinteren Sitzreihe, dass auch Pausen nach 2 bis 3 Stunden Autofahrt nicht ausreichen. Dem Typen, der in der Autobeschreibung „für 5 Personen“ geschrieben hat, gehört auf die Finger gehauen. Nie wieder! :-)
Kurze Zusammenfassung:
- Lehrte -> Hamburg: 1,5 Stunden mit dem ICE
- Hamburg -> Kiel: 1,25 Stunden mit dem Auto
- Kiel -> Oslo: 20 Stunden mit der Fähre
- Olso -> Hitra (Dolmoy): 10 Stunden mit dem Auto
Fähre: Color Magic
Gut gefallen hat mir die Fährüberfahrt von Kiel nach Oslo (und zurück). Wir hatten uns zwei der mehr als 1.000 Kabinen gemietet, so dass wir die Nacht über in Ruhe schlafen konnten. Die Fähre hat zwei Autodecks, ein umfangreiches Unterhaltungs- und Einkaufsangebot und sogar einen Night-Club auf Deck 13 (haben wir nicht besucht). Von den Abmessungen her ist die Color Magic die größte Autofähre der Welt. Mit den Bildern bekommt ihr einen guten Eindruck davon:
Wir sind in Norwegen
In Norwegen angekommen begrüßte uns das skandinavische Wetter. Das heißt: Temperaturen um die 0°C und Schnee. Zum Land selbst ist zu sagen, dass Norwegen felsig ist. Im Vergleich zum Schwedenurlaub war ich zumindest landschaftlich etwas enttäuscht. Es gab aber viele Flüsse und Wasserfälle zu bestaunen. Gerne hätte ich da die Rute rein gehalten. Außerdem kaum Menschen zu sehen. Dafür haben wir umso mehr Rotwild und vor allem Elche gesehen.
2. Unsere Unterkunft und Boote
Unterkunft in Dolmoy (Hitra)
Nach 10 Stunden Autofahrt waren wir endlich da. Am Abend haben wir gleich unser Apartment und eine Einweisung in die Boote bekommen. Das Apartment wird vermietet von einem Tschechen. Wir hatten einen Wohnbereich mit integrierter Küche, ein Balkon, Badezimmer mit Dusche, ein WC und 5 Doppelzimmer. Alles funktional eingerichtet mit TV, eine Luftheizung und einer großen Kühltruhe. Lediglich eine Herdplatte war defekt. Dafür haben wir aber eine Elektrokochplatte als Ersatz bekommen.
2 x 100 PS Boote
Was die Boote anging, wollten wir sicher gehen: Sie sollten genug Leistung haben. Die Motoren hatten fast alle 100 PS. Davon hatten wir zwei Stück. Damit konnten wir uns auf dem Meer zu fünft je Boot flott bewegen. Eines der Boote haben wir sogar eingeweiht. Es war ganz neu. Echolote und Schwimmwesten waren an Bord und sehr wichtig. Allerdings war das eine Echolot des älteren Bootes fehlerhaft. Es zeigte völlig falsche Gewässertiefen an. Zur Orientierung reichte es aber. Vielleicht ist das auch der Grund weshalb wir im neueren Boot mehr Fisch gefangen haben. ;-) Karten haben wir von unserem Vermieter erhalten. Alleine darauf haben wir uns aber nicht verlassen, sondern auch eigene Karten dabei gehabt, die doch detaillreicher waren.
3. Angeln in Norwegen (Hitra)
Am nächsten Morgen ging es endlich los. Die Vorfreude war riesig. Wegen aufkommenden Windes mussten wir zwar bereits zum Mittag wieder rein, konnten allerdings bereits die ersten Dorsche und Köhler fangen. Wir hatten uns zunächst als Ziel gesetzt einige Köhler als Köderfische zu fangen, um damit auf Leng, Lumb und Heilbutt zu angeln.
Köhlerschwärme sind schnell mit dem Echolot ausgemacht. Mit einem Köhler- und Dorschpaternoster braucht man dann nur noch die Tiefe ausfindig zu machen und hat bereits mehrere Fische an den Haken. Wie ihr seht, hatten wir schnell einige gefangen. Es ging auch der eine oder andere Dorsch an den Haken. Filetiert wurde dann im speziellen Häuschen bei unserer Unterkunft.
Angeln auf Leng in Norwegen
Am nächsten Tag machten wir uns auf zu den Leng-Plätzen. Diese hatte uns der Vermieter empfohlen. Er selbst ist Angler und fährt oft auf Leng raus. Zahlreiche Fotos von ihm mit dicken Lengs zieren die Unterkunft. Geangelt wurde mit Fischfetzen und Oktopuspaternoster (garniert mit Knicklicht) in 100 Metern Tiefe. Wir hatten nach einigen Stunden an den Hotspots aufgegeben. Uns war die Zeit von „nur“ 6 Angeltagen zu knapp, um am Ende des Tages mit einem (oder keinen) Leng wieder reinfahren zu können. Als „Beifang“ konnten wir einen Leng fangen (habe leider kein Foto vom Fisch – sorry). Daher haben wir uns in den Folgetagen auf den Großdorschfang konzentriert.
Angeln auf Großdorsch in Norwegen
Wir brauchten einige Zeit, um gute Plätze, Köder und Methoden ausfindig zu machen. Auch die Gespräche mit anderen Anglern waren hilfreich. Neben uns waren auch Russen, Tschechen und Deutsche vor Ort. Wir hatten es zunächst klassisch mit Dorschpaternoster und Pilker versucht. Das Problem: Der Untergrund war zu felsig. Wir hatten viele Hänger und Köderverlust. Erfolgreicher stellte sich eine einfache Gummifisch-Montage ohne irgendwelche Beifänger heraus. Man hatte kaum Hänger und konnte den Köder auf Grund aufkommen lassen. Hotspots waren übrigens Köhlerschwärme. Ihnen folgen die Großdorsche. Am Mittwoch konnte ich auf diese Weise 3 Großdorsche in nur einer Stunde fangen, die direkt den bei Köhlerschwärmen in ca. 50 Metern Tiefe auf Jagd waren. Hier die Fotos:
Es erwies sich ein roter Gummifisch (14 cm) mit Glitter als Top-Köder. Den hatte ich im Angelladen des Vermieters gekauft. Als wir am Abend dann alle uns den Gummifisch kaufen wollten, staunten wir nicht schlecht: ALLE AUSVERKAUFT! Mein Modell hatte ich nach dem dritten Großdorsch aufgrund eines Hängers übrigens im Meer gelassen. Zum Abschluss habe ich noch ein letztes Foto eines meines größten Dorsches während der Angelreise (siehe rechts).
Angeln auf Heilbutt in Norwegen
Gezielt geangelt haben wir auf Heilbutt nicht. In 10 bis 80 Metern Tiefe sind die Fische meist anzutreffen. Wir haben sie sehr oft an der Wasseroberfläche gesehen. Ein Mal hat ein Heilbutt sogar einen gehakten Dorsch bis an die Wasseroberfläche verfolgt und ist dann wieder abgetaucht. Gefangen haben wir ebenfalls einen Heilbutt. Ein Foto davon habe ich ebenfalls gemacht:
Zum Heilbutt-Angeln ist eine stabile Ausrüstung sehr wichtig. Eine gute Multirolle mit Schiebebremse ermöglicht das Dosieren der Bremskraft. Außerdem sollte ein 1,8 bis 2,5 Meter langes Vorfach vorhanden sein: Der Heilbutt dreht sich im Drill in das Vorfach teilweise ein. Hier müssen Reserven vorhanden sein. Außerdem haben Heimbutte scharfe Zähne. Die meisten Heilbutte gehen am Ende des Drills verloren. Warum? Weil viele den Fisch zu früh versuchen mit dem Gaff zu erwischen. Wenn der Heilbutt das erste Mal die Wasseroberfläche sieht, sollte man stattdessen den Fisch einmal mit dem Gaff anzippen, um eine Flucht zu provozieren auf die man vorbereitet ist. Beim zweiten Hochpumpen kann das Gaff dann endgültig zum Einsatz kommen.
Angeln auf Rotbarsch in Norwegen
Wer gezielt auf Rotbarsch angeln will, sollte ein langes Vorfach (bis zu 20 Meter und monofil) verwenden. Das ist mit bis zu 15 Haken (Größe 1/0 oder 2/0) bestückt. Über den Haken dienen Leuchtperlen als Blickfang. Die Haken werden mit kleinen Fischfetzen bestückt. Wenn kurze Zupfer an der Rute bemerkbar werden, hängt bereits der erste Rotbarsch am Haken. Jetzt nicht zu früh einholen – meist steigen weitere Fische ein. Beim Abhaken vorsichtig sein, denn die Fische haben Dornen. Das musste einer von unseren Anglern zu spüren bekommen. Wir haben einige davon gefangen: Leider waren alle Rotbarsche unterhalb des 32 cm Mindestmaßes. Ein Foto konnten wir aber noch schnell knipsen.
4. Fazit
Insgesamt bin ich mit dem Angelausflug zufrieden. Lediglich die An- und Abreise erwiesen sich als schwierig. Das Wetter war dagegen herrlich. Wir hatten zwar fast jeden Tag Regen, dafür aber kaum starken Wind. Letzterer ist beim Meeresangeln ein Problem. Wer den unterschätzt, kann schnell in eine lebensbedrohliche Situation kommen. Erst einige Wochen vor unserer Tour sind vor Norwegens Küste zwei deutsche Angler deshalb ertrunken (Hinweis kam von „Da Jörg“ via Facebook).
Das war Top:
Mein Abu Garcia Schwimmanzug hat sich als Top-Investition herausgestellt. Mir war immer schön warm (trotz Temperaturen zwischen 0 und 10°C).
Meine Lemigo Arctic 875 Stiefel haben meine Füße warm gehalten, ohne dass sie in’s Schwitzen kamen.
Gut, dass ich bei meiner Bootsrute gespart habe. Ich habe sie nur ein Mal benutzt. Den Rest der Zeit habe ich mit der WFT Charisma Pilkrute und meiner Penn Slammer 360 Rolle geangelt. Eine Traumkombination zum Pilken!
1A Wetter für Mai und Norwegen
Gute Unterkunft und Boote
Wir wurden immer besser: Mit 33 kg Fisch pro Angeltag haben wir begonnen und sind am Ende bei über 50 kg Fisch gewesen.
Das machen wir besser:
Kleinere Truppe beim nächsten mal. 10 Mann sind zu viele. Es dauert zu lange bis alle ihre Sachen gepackt, auf Toilette und co. waren. Auch wenn es lustig ist.
Nächstes Mal fahre ich nur noch mit Anglern. Wir hatten leider einige Kandidaten dabei, die bereits Mittag gefragt haben, wann wir wieder reinfahren: Das drückt die Stimmung.
Angelausrüstung selbst kaufen: Nächstes Mal kümmere ich mich selbst um Köder und co. Man hatte für mich mit eingekauft – leider viel zu wenig und die falschen Kunstköder.
Anderes KFZ (siehe oben)
Alles in Allem war es eine tolle Erfahrung, die ich gerne in einigen Jahren wiederhole. Zum Abschluss habe ich für euch noch einige nette Bilder von Sonnenuntergängen und auf See.
Hier schreibt Konstantin (der PetriAngler) aus Lehrte bei Hannover. Du findest mich auch auf Facebook, Google+ oder Twitter. Meine Angelausrüstung und Köder kaufe ich unter anderem bei diesem bekannten Shop. Wenn dir meine Beiträge gefallen, dann teile sie doch einfach auf Facebook oder Twitter. :-)
Hallo Konstantin,
Danke für den super Bericht.
Wir fahren nächsten März in das Camp mit 3 Leuten.
Hast du evtl. noch ein paar gute Tipps mit Hot Spots und Co?
Danke dir.
Liebe Grüße Franz
Wow. Da hattet ihr bestimmt ne Menge Spaß in Norwegen.
Man kann euch echt bewundern.
Hallo
werden im Juli zum Angeln nach dolmoy Stadsvik Brygger fahren, könnte ich evtl. angeben zu den Fangplätzen bekommen
vielen Dank
Wolfgang Wolters
Petri,
vielen Dank für den tollen Bericht.
Wir fahren nächstes Jahr zu viert in das Camp und bräuchten noch ein wenig Hilfe, da wir das erste mal fahren und überhaubt keine Ahnung von Norwegen haben.
Wir haben bisher immer nur in Ostsee gegangelt.
Es wäre Traumhaft, wenn du uns ein paar tipps und vielleicht auch seekarten mit eingezeichneten Plätzen per mail schicken könntest.
Weiß sonst nicht wie ich an weiteren Infos vorher kommen kann.
Danke schon mal im Vorraus
Marius